DAS GROSSE LEBEN
Artikel über Makrobiotik

   

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Michio Kushi - Seminar - Transkripte:
Studien in fernöstlicher Diagnose


mit Michio Kushi

Anmerkung d. Hrsg:

Bei diesem Text handelt es sich um eine Seminarniederschrift für Studenten der fernöstlichen Diagnose. Die darin gegebenen Anleitungen sind daher keine Empfehlungen für diagnostische Anwendungen in der allgemeinen Öffentlichkeit. Wir veröffentlichen diese Texte als Lehrmaterial zum tieferen Verständnis der Makrobiotik.

Vor einiger Zeit haben wir uns mit der Physiognomie befaßt - der Beziehung der Körperteile zueinander und ihrer Abhängigkeit von der Nahrung. Die traditionelle fernöstliche Diagnose basiert auf denselben Prinzipien, geht aber stärker in die Tiefe und in Einzelheiten. Uns ist die auf der Auswertung von Daten beruhende wissenschaftliche medizinische Diagnose weniger wichtig - wichtig ist uns die Intuition. Eine Diagnose mit Hilfe fortlaufender chemischer Blutuntersuchungen oder Urinanalysen ist jedenfalls einfacher, vermittelt aber kein vollständiges, tiefes Verständnis für den Zustand eines Menschen. Um eine voll und genau funktionierende Intuition zu erwerben, müssen wir uns zwar sehr weit entwickeln, aber die höchste Stufe dieser Entwicklung liegt um vieles höher als alles, was die heutige westliche Medizin zu bieten hat.


Die alte fernöstliche Einstufung von Ärzten nach ihrer Diagnosemethode sieht folgendermaßen aus:

1. Diagnose durch Eingebung/Intuition – einen solchen Arzt gibt es nur einmal in vielen hundert Jahren.

2. Diagnose durch Betrachtung –des Gesichtes oder des Verhaltens – Dies ist der heilige Arzt, von dem es nur sehr wenige gibt.

3. Diagnose durch Hören – mittels Frage und Antwort – das ist die Technik des weisen Arztes.

4. Diagnose durch Berührung – durch Puls, Ertasten des Muskeltonus und harter Stellen usw. - das ist die Technik des normalen Arztes.

Der am höchsten stehende Arzt, der oben an erster Stelle genannt ist, arbeitet ausschließlich mit seiner vollen und 100prozentig genauen Intuition und überschreitet dabei die Grenzen von Zeit und Raum. Wenn ein solcher Mensch hört, daß jemand krank ist, weiß er sofort genauestens über den Kranken Bescheid - er weiß, wo dieser sich befindet, woran er leidet und wie er geheilt werden kann. Es scheint, als sei das eine sehr selten auftretende Fähigkeit, aber eigentlich ist sie latent in jedem Lebewesen vorhanden einschließlich der Tiere. Wenn Sie einen Hund an einen weit entfernten, ihm unbekannten Ort bringen und ihn von der Leine lassen, wird er wenige Tage später nach Hause zurückkommen. Vielleicht haben Sie auch als Kind die Erfahrung gemacht, daß Sie in der Lage waren, zu Freunden zu finden, obwohl Sie im voraus nicht die leiseste Ahnung hatten, wo diese sich aufhielten.

Diese beiden Fälle sind Beispiele für die Anwendung der Intuition oder die Kenntnis von Dingen ohne intellektuelle Anstrengung, die sogar über die normale bewußte Aktivität hinausgehen. Wenn wir in dem Alter, in dem wir Märchen hören, den Mond ansehen und dabei denken: “Vielleicht wohnt da oben ja jemand”, ist unsere Intuition am stärksten. Im Normalfall verlieren wir sie mit dem Älter- und “Vernünftiger”werden, aber es ist auch möglich, sie zu behalten. Durch die Makrobiotik lernen wir, uns nach und nach immer mehr auf unsere Intuition zu verlassen, so daß wir Probleme mühelos lösen können, und auf dieser Fähigkeit beruht die am höchsten entwickelte Medizin.

Bei der Diagnosetechnik der makrobiotischen Heilkunde werden Verdachtsmomente, die durch das Betrachten der Person und, soweit wir dazu in der Lage sind, durch die Kraft unserer Intuition festgestellt worden waren, durch Hören und Berühren überprüft. Sie stellen möglicherweise häufig fest, daß neue Patienten Ihnen kaum glauben können, wenn Sie ihnen sagen, welche ihrer Organe nicht gesund sind. Möglicherweise ist auch schon einmal jemand zu Ihnen gekommen, der in mehreren Krankenhäusern ohne Erfolg - wegen sagen wir einer Allergie - behandelt worden war und unzählige Tests und Untersuchungen hatte über sich ergehen lassen. Wenn er dann hört, daß die Allergie nur ein an der Oberfläche sichtbares Problem ist und daß seine wirkliche Krankheit - sagen wir - seine Leber betrifft, widerspricht dies allen Fachärzten, bei denen er war. An diesem Punkt wird es dann erforderlich, hier und da ein bißchen zu drücken, damit er die Schmerzen auch selbst spürt. Auf diese Weise kann er einsehen, daß seine Krankheit wirklich tief sitzt. Wenn lediglich die Symptome behandelt werden, d. h. wenn ihm einfach die Unannehmlichkeiten durch die allergischen Reaktionen genommen werden, tut ein Artzt bei weitem nicht genug. Die Ursache finden und für eine wirkliche, dauerhafte Heilung sorgen, das ist wichtig!

Um diese Art Medizin zu verstehen, ist es absolut unerläßlich, Yin und Yang und die Makrobiotik zu kennen. Ein Grund dafür, daß diese Prinzipien in der Welt der Zukunft eine führende Rolle einnehmen werden, ist der, daß die Ärzte ohne sie außerstande sein werden, viele Patienten zu heilen. Bereits heute leiden die meisten Menschen an mindestens einer chronischen Krankheit, und diese Situation erlebt gegenwärtig in allen Schichten der Gesellschaft eine rapide Verschlechterung. Wir sollten in der Lage sein, den Zustand eines Menschen zu sehen - das ist wohl wahr, – aber um ihn vollständig erfassen zu können, müssen wir die ihm zugrundeliegende Konstitution sehen können. Natürlich erfassen wir die Konstitution eines Menschen intuitiv, aber wir sollten auch in der Lage sein, sie zum Zweck des eigenen Lernens in Kategorien einzuteilen:

1. Höhe und Breite - Groß mit schmalen Schultern ist yin, und klein mit breiten Schultern ist yang, aber ein großer Mensch mit breiten Schultern ist eher yang, während ein kleiner, schmalschultriger Mensch eher yin ist.

2. Knochenbau - Ein kräftiger Knochenbau ist ein Anzeichen für Yang, ein zarter Knochenbau deutet auf Yin.

3. Hände und Füße - Sind sie groß, ist das ein Zeichen für Yang, denn wenn diese an der Peripherie liegenden Körperteile ausgedehnt (yin) sind, weisen sie auf ein yangbetontes Zentrum hin. Ebenso verhält es sich bei langen Armen.

4. Gesichtsform - Robust, knochig und breit sind yangbetonte Eigenschaften, fein und zart sind Zeichen für Yin.

5. Tiefe und Breite des Schädels - Ein tiefer Schädel mit einem schmalen Gesicht ist yin. Ein flacheres Gesicht und weniger Tiefe sind Zeichen für Yang.

6. Beinlänge - Lange Beine sind yin, kurze Beine sind yang.

7. Zehen - Breite Abstände zwischen den Zehen sind ein Zeichen für Yin.

Diese Dinge liegen bereits bei der Geburt fest. Später erworbene Eigenschaften werden als Kondition bezeichnet.

Ein gutes Barometer für die Kondition ist das folgende: Wenn Sie auf dem Bauch liegen und die Beine nicht ohne weiteres abknicken und die Wade auf die Rückseite des Oberschenkels auflegen können, ist Ihre Kondition zu starr. Dann ergreifen Sie einmal mit den Händen Ihre Knöchel und versuchen, Ihre Hände möglichst nah zum Boden hin zu ziehen. Im Idealfall sollten Ihre Beine so biegsam sein, daß Sie stundenlang auf Ihren Fersen sitzen können, ohne müde oder steif zu werden. Wie alles, was mit der Kondition zusammenhängt, können Sie diese Merkmale durch Ihre Ernährung beeinflussen, da sie auch durch Ihre Ernährung in den letzten Jahren geprägt sind, während Ihre Konstitution bereits im Mutterleib festgelegt wurde. Daher wird man durch makrobiotische Ernährung beweglicher und ausdauernder.

Wenn wir auf die Stimme einer Person achten, können wir uns eine sehr genaue Vorstellung vom Zustand ihrer Organe verschaffen. Der Tonfall der Stimme wird durch die Lunge reguliert, ihre Geschwindigkeit und ihr Rhythmus durch das Herz. Weitere Eigenschaften sind durch sehr genaues Hinhören und durch einen Vergleich der Stimmen unterschiedlicher Personen erkennbar. Es kann sein, daß die Vibration einer Stimme ausreicht, damit wir die Worte verstehen, daß sie sich aber trotzdem undeutlich anhört. Das ist vergleichbar mit einer straff und einer locker gespannten Schnur, die in Schwingung versetzt werden. Ein solcher Klang verrät, daß die Lunge verschleimt ist. Kommt eine Stimme nicht tief aus dem Innern des Körpers, so läßt die Darmfunktion zu wünschen übrig. Die Stimmen mancher Menschen sind sehr schwach, und es fällt ihnen schwer, laut zu sprechen oder zu lesen. Dies weist nicht nur auf eine flache Atmung - und daher schwache Lungen, – sondern auch auf schwache Därme hin und häufig auf ein sehr yingeprägtes autonomes Nervensystem. Dadurch kostet das Sprechen das Gehirn viel Mühe. Wenn wir den Zustand unseres Nervensystems durch eine gute Ernährung verbessern, wird unsere Stimme automatisch kräftiger. Andere Menschen haben einen sehr unbeweglichen, feststeckenden oder harten Anteil in ihrer Stimme, was darauf hinweist, daß in unterschiedlichen Bereichen ihres Körpers ein Verhärtungsprozeß vor sich geht, wodurch ein großes Maß an Unglücklichsein herausgebracht wird. Die Ursache hierfür liegt häufig in übermäßigem Essen.

Die Stimme ist ein sehr sensibles Barometer für die jeweilige Kondition. Wenn Sie auch nur ein Bier trinken oder ein Stück Fisch essen, wird Ihre Stimme am nächsten Tag verändert sein. Sogar am Telefon können Sie diese verräterischen Signale hören. Im Normalfall wissen Sie sehr schnell, ob ein Mensch freundlich oder ärgerlich ist, aber Sie sollten auch versuchen, seine Eßgewohnheiten und seine Kondition zu erhören. Wenn beispielsweise ein Mensch seine Gedanken sehr wortreich ausdrückt, sind seine Gedärme geschwollen.

Ein weiteres gutes Anzeichen für die jeweilige Kondition ist die Hautfarbe, vor allem im Gesicht. Rot weist auf ein schwaches Herz und Kreislaufsystem hin und Gelb auf einen schlechten Zustand von Leber, Gallenblase, Milz und/oder Bauchspeicheldrüse. Eine lang andauernde gelbliche Verfärbung deutet eher auf Probleme mit der Milz hin, während eine kurz andauernde Gelbfärbung häufig auf die Leber zurückzuführen ist. Ein grüne Hautfärbung ist ein gefährliches Zeichen, denn Grün ist die Farbe der Pflanzenwelt, während Rot die Farbe der Tierwelt ist. Ein Mensch mit grüner Verfärbung ist dabei, sich aufzulösen und zur Pflanzenwelt zurückzukehren, und leidet möglicherweise an Krebs, einem Magengeschwür oder einer anderen degenerativen Krankheit. Eine graue Hautfarbe läßt eine kranke Leber und häufig einen Wurmbefall des Darms erkennen, und ein dunkler Hautton läßt ein Nierenleiden erkennen. Es gibt vier verschiedene weiße Hauttönungen, die wir im Gesicht finden können: Ein blasses oder bleiches Aussehen ist auf einen schlechten Zustand der Lunge und/oder auf Anämie zurückzuführen; durchscheinende Haut ist ein Zeichen für eine stark yingeprägte Kondition und einen Mangel an Hämoglobin, wie er bei Menschen mit Lungentuberkulose oder Lepra vorkommt; eine milchige oder fleckige Hautfarbe bekommt man durch den Verzehr von Molkereiprodukten; und ein klares Weiß ist ein Zeichen von Gesundheit - es sei denn, Ihre Hautfarbe ist Schwarz.


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Umfang: 28 Seiten / Gebühr für Lesen oder download: 4,30 €

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